Kennst du... Natursekt?
Was ist das?
Unter "Natursekt" versteht man innerhalb der BDSM-/kinky Szene das erotische Spiel mit Urin. Das Spiel mit Natursekt ist ein Randbereich im Randbereich. Es muss nichts mit BDSM und anderen Fetischen oder Kinks zu tun haben, kommt aber häufiger innerhalb dieser Szene vor.
Allerdings ist Natursekt sogar innerhalb der Szene ein Bereich, der eher im Schatten liegt und bisweilen sogar von anderen BDSMlern leicht verurteilt oder mindestens mit einer hoch gezogenen Augenbrauen beäugt wird.
In welchen Ausprägungen kommt das Spiel mit Natursekt vor?
Wie genau ein Natursektspiel in einem sexuellen Kontext aussieht, hängt von den Beteiligten ab und kann unmöglich pauschalisiert werden. Um aber einen Einblick zu geben, lassen sich hier ein paar der eher typischen Szenarien erwähnen. Das Spiel mit Urin kann innerhalb einer BDSM Session zur Objektifizierung, Demütigung oder Strafe eingesetzt werden. Hier wird also auf oder über eine andere Person uriniert, Urin über einen Körper geschüttet, berührt oder angedeutet. Zur Objektifizierung wird eine andere Person als „menschliche Toilette“ benutzt, ihr wird also zum Beispiel direkt in den Mund uriniert. Während der Masturbation kann der Urinstrahl über die Geschlechtsteile als demütigend oder anregend empfunden werden. In manchen Spielen geht es nur um den Kontakt mit Urin, in anderen um die Aufnahme, also das Trinken. Es wird dann entweder indirekt oder direkt getrunken: Also aus einem Gefäß oder direkt „ab Quelle“. Die Vorliebe für Natursekt ist in der Regel unter submissiven Männern am häufigsten verbreitet.
In welchem Kontext findet dieses Spiel statt? Natursekt-Spiele finden sich oft innerhalb einer BDSM-Session als demütigendes Element. Urin trinken zu "müssen" oder anuriniert zu werden, hat eine starke erniedrigende Konnotation, die hierfür oft genutzt wird.
Im Femdom-Kontext wird die Demütigung häufig umgedeutet in ein Privileg: Der Sub bedankt sich dafür, ihren Urin aufnehmen zu dürfen. Gerade "ab Quelle" zu trinken erfordert Vertrauen und kann eine extrem intime Handlung sein.
Was finden Menschen daran?
Das Spiel mit Urin hat unterschiedliche Ebenen. Es ist beispielsweise erregend für die, die darin eine (sexuell erregende) Demütigung erleben. Hier bewegt es sich in einem deutlich stärker wirkenden Bereich als beispielsweise verbale Demütigung: Es geht um menschliche Ausscheidungen, die sonst wortwörtlich in die Toilette kommen. Das Spiel damit bewegt sich in einem Extrem der Unangemessenheit und Unerhörtheit, der Demütigung, des Verbotenen.
Es kann aber auch ein Element in der Sexualität von Menschen sein, die Körperflüssigkeiten im Allgemeinen sexuell erregend finden.
Für diese Menschen zählt meist "je nasser desto besser". Es geht also um speichel-haltige Küsse, um die Lubrikation (vaginale Feuchtigkeit, die bei körperlicher Erregung entsteht), Sperma, häufig auch um Schweiß und vor allem die Mischung aus allen. Oft liegt hier das erregende Gefühl des "versaut Sein" zugrunde, wenn es möglichst feucht und nass wird.
Das Spiel mit Urin kann hier noch einen Schritt weiter gehen und die Sache noch intensiver machen. Unabhängig davon, ob ein Mensch Urin als solchen erregend findet, ob er auf möglichst "nassen" Sex steht oder das Spiel mit Urin zur sexuellen Demütigung einsetzt, liegt eine Gemeinsamkeit zugrunde:
Wo liegen Schwierigkeiten für Menschen mit dieser Neigung?
Es bewegt sich in einem tabuisierten Randbereich und triggert somit das Gefühl des Verbotenen. Natursekt gehört zu den wenigen sexuellen Spielarten, die stark tabuisiert sind, aber dennoch praktisch umsetzbar. Das sexuelle Spiel mit Urin ist noch immer stark tabuisiert - und das sogar innerhalb der BDSM Szene. Es wird auch hier oft nur geduldet bis toleriert, häufig aber nur schweigend und unter Mangel an Aufklärung.
Das macht es schwieriger, Gleichgesinnte zu finden, sich auszutauschen, sich über Hygiene und Vorkehrungen zu informieren und legt weiterhin einen Schatten über einen gar nicht so seltenen Kink.
Bei Männern tritt Sperma und Urin aus der Harnröhre aus, weshalb beides sich gegenseitig im Weg steht: In erigiertem Zustand des Penis ist Urinieren kaum bis nicht möglich und umgekehrt.
Welche gesundheitlichen Risiken liegen in dieser Praxis?
Das Spiel, also die Berührung und auch die Aufnahme von frischem Urin sind unbedenklich. Im menschlichen Urin finden sich lediglich Bakterien, die in der Harnröhre leben. Diese Bakterien sind in der Regel nicht pathogen und liegen unabhängig davon in einer so geringen Konzentration vor, dass kein Risiko besteht, wenn beide gesund sind. Wichtig zu wissen ist, dass das nur frischen Urin gilt. Gelagerter Urin sollte nicht mehr getrunken werden, weil die Bakterienlast schnell ansteigt. Wenn der aktive Part (also die Person, die Urin gibt) eine akute Blasenentzündung hat, besteht Infektionsgefahr. Ähnlich hält es sich mit Hepatitis A, das über den Urin übertragen werden kann. Die deutsche AIDS Hilfe hat ein offizielles Statement abgegeben, nach welchem AIDS nicht über den Urin übertragen werden kann (solange kein Blut mit ihm Spiel ist). Urin von Menschen, die krank sind oder regelmäßig Medikamente einnehmen, sollte nicht aufgenommen werden. Im Zweifel und im individuellen Fall hilft hier aber das Gespräch mit einem Arzt oder Urologen.
Natursekt und die sexuelle Reaktion Bei Männern treten Sperma und Urin aus der Harnröhre aus, weshalb beides sich gegenseitig im Weg steht: In erigiertem Zustand des Penis ist Urinieren kaum bis nicht möglich und umgekehrt.
Anders und umso spannender ist es bei der Frau: Klitorale Stimulation und die gleichzeitige gekonnte Unterbrechung und Aktivierung des Urinstrahls (beispielsweise Cunnilingus während leichten Urinierens) kann zu wellenartigen/multiplen Orgasmen führen. Dieser Effekt hängt mit der komplexen Muskulatur zusammen, die sich hier das Zusammenspiel von bewusster und kontrollierter Kontraktion und mechanischem, kaum steuerbarem Reflex im Zusammenspiel zunutze macht.