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Sexuelle Fantasien

Zwischen "normal" und "therapiebedürftig" ?



"Ich habe sexuelle Fantasien, die mich nach dem Orgasmus ekeln/ für dich ich mich schäme. Was mache ich jetzt?"


"Ich habe keine/kaum sexuelle Fantasien - bedeutet das, dass ich auch keine Lust habe?"


"Ich habe ständig Kopfkino und Lust - bin ich sexsüchtig?"



 

Grundlegend lässt sich eine Sache klarstellen: Gedanken sind frei. Das ist Fakt. Gedanken und Handlungen sind zwei gänzlich unterschiedliche Ebenen und streng voneinander zu unterscheiden. Wer also sexuelle Fantasien hat, die mit der Realität/konkreten Handlungen nichts zu tun haben, darf sich erst einmal entspannen. Zumindest "erst einmal" - denn ganz so einfach ist es natürlich nicht. Die Schwierigkeit entsteht da, wo die Fantasie der einzelnen Person Leidensdruck verursacht. Das kann passieren durch den Mangel an Fantasie, die ständig präsente Fantasie oder auch Fantasien, die wir nicht haben möchten.


In der systemischen Sexualtherapie unterscheidet man entsprechend:


- zu viel

- zu wenig

- die falschen



"Zu wenig"


Wer das Gefühl hat, "zu wenig" sexuelle Fantasie zu haben, sollte prüfen, ob er/sie selbst darunter leidet und warum, oder ob es vielleicht der Partner/die Partnerin ist, der/die den vermeintlichen Mangel an sexueller Fantasie mit einem Mangel an Lust allgemein in Verbindung bringt.


Hier gibt es Möglichkeiten, den Leidensdruck zu verringern durch neue Bewertung des Mangels, Ergründen der Ursache oder durch lernen, sexuell "zu fantasieren".


"Zu viel"


"Sexsucht" ist innerhalb der Sexualtherapie stark umstritten. Ob es überhaupt ein "zu viel" an sexuellem Begehren geben kann, ist mindestens fragwürdig. Wenn sexuelle Fantasien sehr präsent ist, ist das erst einmal nichts Schlechtes. Wenn sie so präsent sind, dass der Alltag darunter leidet, gibt es einfache Möglichkeiten, Grenzen zu ziehen.

Bei diesen Möglichkeiten geht es weniger um die sexuellen Fantasien an sich, sondern die gekonnte Regulierung des Denkens selbst.


"Die falschen"


Erst einmal gibt es keine "falschen" Fantasien - als "falsch" werden eigene Gedanken immer nur dann bewertet, wenn Glaubenssätze zugrunde liegen, die zu einer Wertung führen. Studien haben inzwischen mehrfach belegt, dass die Mehrheit aller Menschen regelmäßig sexuelle Fantasien hat, die (absurderweise) als von der Norm abweichend gelten - Gewaltfantasien gehören auch dazu. Spannenderweise zeugen gerade sexuelle Gewaltfantasien oder vergleichbare von der vermeintlichen Norm abweichende Fantasien von erotischer Intelligenz: Das eigene Unterbewusstsein erotisiert unangenehme Situationen, verinnerlicht Selbstermächtigung und/oder übernimmt das Drehbuch der Ohnmacht, wodurch sie ad absurdum geführt wird.

Was für viele die "falschen", von Scham belasteten Fantasien sind, sind häufig intelligente Mechanismen unseres Unterbewusstseins. Dennoch kann es natürlich dazu kommen, dass man unter Inhalten der eigenen Fantasien (oder der eigenen Reaktion darauf) leidet. In diesem Fall geht es entweder um die Umdeutung und Neubewertung oder das Lenken in eine andere Richtung bis hin zum Loslassen. Auch das lässt sich lernen.

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