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Wochenaufgabe 2: Neue Routinen

Meiner Erfahrung nach gibt es eine enorme Diskrepanz zwischen Frauen und Männern in der Frage, wie gut sie ihre eigene Sexualität kennen. In beiden Fällen steigt diese Kenntnis, dieses Bewusstsein mit dem Alter. Dennoch scheint dieser Bereich bei Männern häufig zu stagnieren. Mein Eindruck ist, dass es viele Frauen gibt, die irgendwann aktiv beginnen, ihre Sexualität und ihren Körper besser kennenlernen zu wollen und das auch in die Tat umsetzen, häufig in einem nicht zuletzt feministischen Gefühl der Selbstermächtigung und Emanzipierung. Männern dagegen scheint das schwerer zu fallen. Meine Vermutung liegt in einer Mischung aus vielen Faktoren, wie zum Beispiel der Tatsache, dass Männern suggeriert wird, dass ihre Sexualität und gerade die Autoerotik eben nicht mehr zu bieten hat als „hoch-runter“.

Weiter der Umstand, dass die Gesellschaft Männer schnell abstempelt, wenn sie aus diesem Muster ausbrechen. Sie werden dann schnell als "esoterisch" oder „zu weiche“ abgestempelt, wenn sie zu "gefühlsbetont", zu "introvertiert", zu „körperbewusst" sind. Hier zeigen sich dann die klassischen Begriffe „Waschlappen“, „Weichei“ und ähnliche. Vielleicht spielt auch das merkwürdige Hin und Her zwischen "der Orgasmus der Frau steht an erster Stelle - Hauptsache ich befriedige sie" und "Hauptsache es gibt rein-raus, mehr brauch ich ohnehin nicht" eine Rolle, zwischen denen es oft keine Mitte gibt.


Unabhängig von den Ursachen, kann ich sagen: Wenn ich bei meiner Arbeit als Domina eine Sache erkannt habe, dann: Männer sind häufig absolut überrascht bis teilweise überfordert, wenn sie während einer Session merken, was ihr Körper eigentlich alles hergibt und was Lust, Erregung und Sexualität eigentlich bedeuten können. Ich sage hier pauschal "Männer", weil es sicherlich Ausnahmen gibt, aber mir noch keine Handvoll untergekommen ist.

"Sie können mit meinem Schwanz so viel besser umgehen als ich", ist ein Satz, den ich schon etliche Male gehört habe. Ich kenne keine Frau, die je zu einem Mann gesagt hätte, er kann mit ihrer Klitoris besser umgehen als sie. Frauen kennen ihren Körper, Frauen kennen ihre unterschiedlichen Arten zu kommen, ihre Punkte, das nötige Tempo, den Grad der Intensität, usw. Und wenn nicht, dann gibt es erst recht keinen Mann, der sie besser kennt sie sich selbst.


Männer wissen häufig nicht einmal, dass auch sie auf unterschiedliche Arten kommen können. Dass sie ejakulieren können, ohne einen Orgasmus zu haben - und umgekehrt. Oder dass man all das gezielt hervorrufen kann, mit unterschiedlichen Techniken. Und dass das (wie bei Fragen) grundsätzlich bei JEDEM (gesunden) Mann funktioniert. Männer kennen ihren Körper nicht so gut wie Frauen das meist tun. Sie setzen sich weder mit ihrem Penis wirklich bewusst auseinander, noch mit ihrer Erregung oder der Energie, die aufgestaute Erregung erzeugen kann, mit Sexualität im Allgemeinen, mit ihrer Lust im Speziellen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass sich das ändert. Nicht nur, weil ich weiß, wie unendlich gewinnbringend das für einen Mann selbst sein kann, sondern auch, weil ein Mann für eine Frau unglaublich bereichernd sein kann, wenn er seinen Körper gut kennt, seine Sexualität einschätzen kann und hier bewusst ein wenig in die Tiefe blickt.


 

Wochenaufgabe


Ich möchte, dass du dir diese Woche mindestens (!) 3x eine Gelegenheit suchst, in der du Ruhe hast, ungestört, allein und nackt bist, mindestens 30 Minuten Zeit hast, keinen Druck und keine Ablenkung. Jedes dieser Kriterien ist wichtig. In jeder dieser 3 Situationen versuchst du, dich zu entspannen und die Gedanken ein wenig abzuschalten. Du machst es dir bequem und achtest unbedingt (!) darauf, dass dir trotz Nacktheit nicht kalt ist - das ist wesentlich. Und dann versuchst du, deinen Penis auf "neue" Art kennenzulernen. Zwing dich dazu, nicht die Bewegungen zu machen, die du kennst, sondern versuche dich in neuen Berührungsarten. Lege deine Hände einfach nur für ein paar Minuten schwer auf ihn. Kraule ihn, streichle ihn, halte deine Hoden in den Händen und überwache, woraufhin du wie reagierst. Spieltemit Hitze, Kälte, Schmerz und allem, was dir einfällt. Mach dasselbe mit dem Rest deines Körpers: Reagierst du auf Berührung an den Nippeln? In welcher Position machts du das lieber? Sitzend, liegend? Wann stellt sich eine Erektion ein und wann nicht? Was fühlt sich trotzdem gut an? Die Aufgabe ist zudem, alle 3 Situationen anders zu gestalten. Werde kreativ. Lass dir ein Bad ein. Berühr dich unter der Dusche. Mach das vor oder nach dem Sport - wo ist der Unterschied? Beginne, deinen Anus mit einzubeziehen, führe einen kleinen Plug ein und stimuliere DANN deinen Penis - wie reagierst du? Wenn du dich nicht überwinden kannst, dir etwas einzuführen, dann nimm ein wenig Gleitgel, lass es in den Händen warm werden und massier deinen Anus, während du mit der anderen Hand deinen Penis festhältst. Bezieh den gesamten Körpermittenbereich mit ein! Schau einen Porno und zwinge dich dazu, deinen Penis nur zu streicheln, aber nicht gezielt zu stimulieren. Brich ab, wenn die Erektion zu stark, wenn die Versuchung zu groß wird. Lebe deine Kinks aus: Zieh dabei Nylonstrümpfe oder Latex an. Knie dich dabei nackt auf den harten Boden. Mach, was auch immer dich kickt. Es ist alles erlaubt, außer die Bewegung, die du sonst IMMER machst - und natürlich ein Orgasmus. Sei kreativ, lerne deinen Körper und deinen Penis neu kennen, nimm dir ganz bewusst Zeit für dich selbst. Nutzte deine angestaute Energie dafür, deinen Penis eben nicht zu vernachlässigen, nur weil du nicht kommen darfst, sondern nutze genau dieses Verbot, um herauszufinden, was passiert, wenn der Orgasmus als Ziel deiner Beschäftigung mit deinem Körper keine Rolle spielt.


 

Am kommenden Sonntag werden wir (auf freiwilliger Basis) ein paar eurer Erfahrungen durchsprechen und ich werde euch gezielt Fragen zu euren Erregungsmodi stellen, die natürlich keiner vor der Gruppe beantworten muss, sondern die ihr jeweils für euch festhalten dürft. Das ist eine sexualtherapeutische Methode aus dem Sexocorporel. Wenn ihr die Aufgabe ernst nehmt, werdet ihr am Sonntag spannende Erkenntnisse über euren eigenen Körper erlangen.

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