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Wie finde ich meinen eigenen Dominanz-Stil?


Nun, jetzt ging es viel um Individualität und Selbstsicherheit, die man irgendwann lernt, aber wie kommt man denn nun konkret weiter auf diesem Weg? Ich kann euch kein Patentrezept an die Hand geben mit einer Garantie für mehr Selbstsicherheit im Alltag und im Bett - leider. Aber ich kann euch von meinen eigenen Erfahrungen erzählen und all den Dingen, von denen ich glaube, dass sie einen auf diesem Weg weiterbringen, wenn man sie für sich anpasst und gewinnbringend nutzt. Dominanzstil finden Das Schlimmste, was ihr tun könnt, ist, euch eine Rolle anzueignen, mit der ihr euch nicht wohlfühlt. Wenn ihr euch in eurer Rolle (und nichts anderes als ein Rollenspiel ist BDSM immerhin) nicht gut fühlt, wird sie zum einen keinen Spaß machen und ihr werdet es schnell wieder lassen. Und zum anderen wird sie niemals authentisch wirken, sondern immer künstlich. Es gilt also, ganz zu Beginn eures Weges herauszufinden, welcher Dominanzstil euer eigener ist. Um das zu tun, empfehle ich euch folgendes: Nehmt euch eine ruhige Minute, in der ihr ungestört seid und überlegt euch, welcher Archetyp von Frau euch vielleicht immer schon inspiriert hat, euch generell beeindruckt oder ein „so wäre ich auch gern“-Gefühl in euch auslöst. Am einfachsten ist es, an Filme oder Bücher zu denken, die ihr kennt, weil in Film und Literatur oft mit klassischen Archetypen gearbeitet wird. Das kann also beispielsweise die erfolgreiche Geschäftsfrau mit der steilen Karriere sein, vor der alle Männer im Büro Respekt oder gar Angst haben. Das kann auch die fürsorgliche Mutter sein, die Mann und drei Kinder und den gesamten Haushalt fest im Griff und offensichtlich „die Hosen an“ hat. Oder es ist die Femme Fatale, die Verführerin, die mit ihren erotischen Künsten alle Männer um ihren Finger wickelt. Es gibt zahlreiche Archetypen von Frauen, die natürlich meist überzeichnet und häufig von Klischees geprägt sind, denn solche Frauen gibt es in der Realität kaum - und wenn dann sind sie nicht 24/7 so. Und genau das ist der Punkt: Es geht nicht darum, rund um die Uhr ein neuer Mensch zu werden, im Gegenteil! Wenn ihr herausgefunden habt, welcher Typ Frau, oder besser: welche Eigenschaften an anderen Frauen euch vorbildhaft scheinen, euch inspirieren, euch gefallen oder euch reizen, dann gibt diese Richtung einen guten Hinweis darauf, was euch auch an euch selbst gefallen könnte. Lasst euch nicht irritieren, wenn diese Eigenschaften solche sind, die im Alltag überhaupt nicht zu euch passen und die ihr an euch selbst auch nicht gern jeden Tag sehen würdet. Das ist der ganze Spaß am sexuellen Rollenspiel: Man kann in eine Rolle schlüpfen, die man für einen abgesteckten Zeitraum spielen will, weil es sich gut anfühlt, aber die man danach wieder ablegen kann. Andererseits können diese Eigenschaften auch solche sein, die ihr durchaus aus eurem Alltag kennt, aber die ihr nicht übertrieben nach außen tragt. Auch das ist möglich: Dann seid ihr vielleicht eher der Typ Femdom, die eine Seite, die sie ohnehin schon in sich trägt, endlich einmal überzeichnet ausleben möchte. Beides und viel mehr ist möglich und richtig, wenn es sich für euch gut anfühlt. Individualität Wichtig ist in meinen Augen das Bewusstsein dafür, dass es keine begrenzte Zahl an Stilen oder Typen gibt, aus der man auswählen kann. Es gibt nicht nur „die harte Leder-Domina“ und „die gefährliche Latex-Oberärztin“. Dominanz ist das, was sich für euch und euer Gegenüber dominant anfühlt. Wenn ihr eher der mütterlich-kümmernde Typ seid, dann kann auch das dominant sein. In diesem Fall gebt ihr ruhige, klare Anweisungen, weil ihr einfach wisst, was das Beste für euer Gegenüber ist. Ihr berührt dann vielleicht gern, seid nahbar, könnt aber auch streng sein und Konsequenzen folgen lassen. Oder ihr seid im Alltag oder im Beruf ohnehin schon ein wenig alltagsdominant und seid lediglich in Sachen Sexualität manchmal noch unsicher. Vielleicht inspirieren euch gerade Frauen, die fast schon arrogant sind, alles im Griff haben und bei Männern Respekt und Ehrfurcht genießen? Dann wäre es vielleicht an der Zeit, eure Alltagsdominanz in einer Session ein wenig auf die Spitze zu treiben und das, was ihr ohnehin immer macht, mit 120% zu tun - zwar realistisch und nicht gespielt, aber so deutlich, dass es im Arbeitsalltag schon unangemessen wäre. Wonach auch immer euch ist: Probiert es aus, als ginge es um ein neues Paar Schuhe. Testet sie, geht ein paar Schritte und nehmt sie dann mit oder legt sie zurück. Und denkt daran: Im Zweifel hat man mehr als ein Paar im Schrank stehen!


Protipp: In den Jahren Erfahrung, die ich inzwischen im Femdom-Bereich habe, wurde mir eine Tatsache wieder und wieder bewusst, die ich gern so früh wie möglich mit euch teilen möchte, weil sie geradezu erleuchtend sein kann auf dem Weg von Unsicherheit zu sicherer sexueller Führung: Wenn ihr dabei seid, euch diese Frau vorzustellen, die euch inspiriert, dann notiert gedanklich nicht nur ansprechende, allgemein legitimierte Eigenschaften wie „erfolgreich“, „selbstbewusst“ oder „gut gekleidet“. Nein, im Gegenteil: Schaut euch aus einer neutralen, nicht wertenden Perspektive jene Eigenschaften an, die von der Gesellschaft gerade bei Frauen eher negativ bewertet werden. Klassischerweise sind das Eigenschaften wie Arroganz oder Egoismus. Es sind Eigenschaften, die (um einen kleinen feministischen Gedanken in diese Zeilen zu bringen) oft bei Männern gut geheißen werden, bei Frauen aber verpönt sind. Wenn ein Mann sich behauptet, ist er energisch und ehrgeizig - wenn eine Frau das macht, ist sie schnell egoistisch und selbstsüchtig. Wenn ein Mann selbstsicher auftritt, gilt das als attraktiv und gerade im Geschäftsleben als gute Eigenschaft - wenn eine Frau selbstsicher auftritt, ist der Grat zur Arroganz selten weit entfernt. Aus meiner Erfahrung kann ich ohne Ausnahme bestätigen, dass es gerade die Eigenschaften sind, die im Alltag hauptsächlich bei Frauen als unangemessen und negativ bewertet werden und die Frauen eher aberzogen wurden, bzw. die es als Frau zu vermeiden gilt, die bei submissiven Männern den Kern ihres sexuellen Verlangens treffen. Wenn ich bei submissiven Männern nach Rückmeldungen frage, welche Eigenschaften an einer dominanten Frau geschätzt und gesucht werden, dann werden überwiegend Eigenschaften genannt wie „sexueller Egoismus“, „eine Frau, die sich nimmt, was will - ohne Rücksicht“ oder ähnliches. Sexueller Egoismus kann nicht nur einem selbst helfen, sondern gerade im Femdom-Bereich den Kern eures Gegenübers treffen. Sollte euch also danach sein, für zwei Stunden die ultimativ selbstsichere, arrogante und einschüchternde Frau zu sein, die sich einfach (innerhalb des abgesprochenen Rahmens) nimmt, was sie will - egal, ob er nun einen Orgasmus hat oder nicht -, dann stehen die Chancen gut, dass sein Orgasmus einer der besten sein wird, die er je hatte.

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